Das MS "Altmark" hatte 1958 Stapellauf und wurde für eine dänische Reederei unter dem Namen "Inge Toft" 1959 in Dienst gestellt (siehe Schiffsdaten).Unter dänischer Flagge verblieb das Schiff bei dieser Reederei bis zum Verkauf am 1. 5. 1964 an die Deutsche Seereederei.
Während der Werftzeit 1974 im dänischen Svendborg ist es möglich gewesen , Näheres über die Fahrtzeit der "Inge Toft" in Erfahrung zu bringen.
Bekannt wurde, daß die "Inge Toft" schon mal in die Schlagzeilen der Weltpresse geriet und sogar Verhandlungsgegenstand der Vereinten Nationen war.
Auslöser dieser Reaktionen waren politische Verwicklungen zwischen Israel und Ägypten, in die das Schiff ohne Eigenverschulden geriet. Leidtragende waren, wie so oft, auch die Seeleute an Bord dieses Schiffes.
Das dänische Handelsschiff "Inge Toft" war mit einer Ladung Zement und Phosphat, vom israelischen Hafen Haifa aus, in den Suezkanal zur Durchreise eingelaufen und wurde von den ägyptischen Behörden an der Passage gehindert.
Obwohl es international vertragliches Recht seit 1888 war, daß es jeder Nation frei stehe, egal ob in Friedens- oder Kriegszeiten, welcher Flagge auch immer den Suezkanal zur freien Durchfahrt zu nutzen , der Kanal weder bei Kriegs- noch Handelsschiffen zu einer Blockade genutzt werden darf, wurde Schiffen unter israelischer Flagge die Suez-Passage verwehrt.
Unter Verzicht der internationalen Rechte zur Durchfahrt eigener Schiffe sollte jetzt ein Schiff unter dänischer Flagge mit nicht-israelischer Fracht durch den Suez geschickt werden.Dies geschah, nach Absprache mit der UNO, nach achtjährigem Boykott israelischer Schiffe.
Im Mai 1959 wurde der "Inge Toft" von der ägyptischen Regierung die Durchfahrt des Suez verweigert, das Schiff an die Kette gelegt und die Ladung beschlagnahmt. Ähnliches passierte auch noch anderen Schiffen.
Am härtesten traf es aber das dänische Schiff und die Besatzung der "Inge Toft".Sie wurden für 262 Tage!!! in Port Said festgesetzt.
Alle Proteste, des Schiffseigners, des Kapitäns, der Befrachter und anderer Betroffener bei der ägyptischen Regierung blieben wirkungslos. Auch sämtliche Gespräche seitens der Vereinten Nationen mit der Regierung Ägyptens blieben fruchtlos.Am Ende, nach 262 Tagen, gab der Kapitän die Ladung frei und sie wurde von den ägyptischen Behörden konfisziert.Mit leeren Laderäumen kehrte die "Inge Toft" nach Haifa zurück.
Das war kein erfolgreicher Einstieg für das neue Schiff in diesem Fahrtgebiet.
Auf den Zustand des Schiffes wird sich diese lange Liegezeit sicherlich nicht positiv ausgewirkt haben.
Unbestätigten Berichten zufolge, soll die "Inge Toft" dann in anderen Fahrtgebieten eingesetzt worden sein. Angeblich sind sogar längere Routen von England nach Australien dabei gewesen. Hier soll es aber Probleme mit der Bevorratung von Trinkwasser ,auf Grund des geringen Volumens der Frischwassertanks, gegeben haben.
Bei einem erneuten Einsatz in den angedachten Fahrtgebieten, u. a. auch im Mittelmeer, gab es dann wohl Schwierigkeiten, resultierend aus den Vorkommnissen mit der Suezpassage 1959.
Einige arabische Länder hatten das Schiff auf der "Schwarzen Liste" (black list), die von Boykott bis zu Repressalien gegen Schiff und Besatzung zur Anwendung kam.
Vielleicht war das mit ein Grund für die dänische Reederei, das Schiff 1964 zu verkaufen.
Tatsache ist aber, daß noch Anfang der siebziger Jahre in arabischen Häfen, die Erinnerung an "Inge Toft" noch lebendig war und man die "Altmark" -ohne Nachteile- damit in Verbindung brachte.
© 2006-2024 by Clemens Külberg - Hamburg