Geschafft.Über eine Stunde haben wir das Typhon malträtiert bis sich eine Hafenbarkasse näherte und uns auf der Innenreede abholte.Die steile Gangway mit Sack und Pack heruntergeturnt und den schwankenden Oldtimer,der mal in Deutschland vor Jahrzehnten vom Stapel lief und lange in Hamburg seinen Dienst versah,erfolgreich geentert.Schweißtreibend.
Gemeinsam mit dem III.Ing warte ich nun vor der "Black-Cat-Bar" am Hafentor auf unser avisiertes Fahrzeug das uns nach Damascus verbringen soll.Wir sollen wegen einer betrieblichen Umstrukturierung der Reederei im Januar 1974 in Rostock vor Ort sein.Den gleichen Weg hatte ich vor 2 Monaten schon mal erfolglos bewältigt.Ein paar Tage nach Beendigung der Kampfhandlungen des Yom-Kippur-Krieges bekam ich in Damascus keinen Flug und musste auf Beirut ausweichen.
Buntbemalte Lastwagen,darunter richtig dicke Brummer,beladen mit Bauteilen,Baumwolle und Ausrüstunggegenständen ,bahnen sich laut hupend am Hafentor ihren Weg.Pkw aus aller Herren Länder versuchen dabei unbeschadet ebenfalls eine Fahrspur auf der Hafenstrasse zu ergattern.Wild,mit den Armen gestikulierend, sind die Oberkörper der Kraftfahrer fast ausserhalb ihrer Fahrzeuge um lautstark die Dringlichkeit ihrer Fahrt zu verkünden.
Getoppt wird das Ganze nur noch von den zahlreichen knatternden Zweirädern.Dicke Abgaswolken verbreitend ziehen sie ihre Bahn, mitunter sogar drei-bis vierfach besetzt.Vergeblich warten wir bis jetzt auf den für uns avisierten hellgrauen Landrover der Agentur Shipping Agency Company, der schon fast eine Stunde überfällig ist.
Gruppen von Seeleuten anderer Nationen schieben sich an uns vorbei und belagern einen gegenüberliegenden Kiosk mit kitschigen Souvenirs und Ansichtskarten.Manche biegen auch gleich in die "Tolido-Cafeteria" ab,in der man den herrlichen Beduinenkaffee geniessen kann.Ein dunkelschwarzes Gebräu herzhaft mit Kardamom gewürzt.Gelangweilt schauen wir dem Treiben in der neben uns liegenden Schmiede zu.Zwei Ziegen sind dort gerade dabei einem parkenden Motorrad die zerfransten Reifen abzuknabbern.Um die Wartezeit zu überbrücken schreiben wir ein paar Ansichtskarten von dem grössten Seehafen Syriens.
Der Hafen Latakia hatte seinerzeit Platz für ca. 20 Frachtschiffe,Plätze der Innenreede mitgerechnet.Da die Anzahl der Latakia anlaufenden Schiffe diese Kapazität überstieg,war hier immer mit langen Liegezeiten zu rechnen.Darunter befanden sich auch immer zahlreiche Schiffe mit dem blau-rot-blauen Schornsteinring der DSR.25 000 bis 30 000 Tonnen an Gütern schlugen diese seinerzeit jährlich dort um.Zementanlagen,Anlagen zur Energieerzeugung(Umspannwerke) waren dabei die wichtigsten Umschlagsgüter.Für uns Seeleute bot dieser Hafen einen Ausgangspunkt für zahlreiche Exkursionen in dieses geschichtsträchtige Land.Hinzu kamen dann noch Treffen mit den Besatzungen anderer DSR-Schiffe.Viele vor Ort tätige Landsleute nutzten ihre festen Beziehungen zu den Besatzungen der DSR-Liner um ihre Proviantvorräte aufzubessern.Im Gegenzug war man dann mobil und ließ sich im Land umherkutschieren und lernte Syrien näher kennen.
Endlich.Unser Landrover fährt vor.Wir bezahlen und blicken beim Aufstehen nochmal über den Hafen.Nördlich sieht man noch ausgebrannte Öltanks,auf Reede zwei ausgebrannte Frachtschiffe.Nochmal schreckliche Erinnerungen,im Oktober erlebten wir den Krieg hier persönlich hautnah(Siehe Bordgeschichten- Kriegsreise).Nun wartet erstmal eine Fahrt Richtung Damascus auf uns,die streckenweise auch durch den Libanon führt.Wir freuen uns auf diese Fahrt und auf den Flug nach Hause.
Bilder zum Anklicken.Fortsetzung folgt!
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