Zypern, ist die schöne Insel im Mittelmeer, über der fast das ganze Jahr die Sonne scheint, mit dem milden Klima und der üppigen, fast verschwenderischen Vegetation. Sie ist die drittgrößte Insel des Mittelmeeres und besitzt eine weit in das Altertum reichende Vergangenheit. Zypern war eines der ersten Länder, die Wein anbauten und Brennereien betrieben. Auf uns Seeleute der Mittelmeerfahrt übte dieser Wein ebenfalls einen magischen Reiz aus. Schon Richard Löwenherz benannte im Jahre 1191, den seit 735 v.u.Z. auf der Insel hergestellten süssen Rotwein "Nama", in "Commanderia" um. Ein köstlicher Wein, der noch heute auf die selbe Art und Weise hergestellt wird.
Uns Seeleute zog es immer wieder gerne in das gastfreundliche Zypern. Uns ging es wie eben diesen benannten Richard Löwenherz, der schon vor knapp 800 Jahren behauptete " Ich muss nach Zypern zurückkehren, nur um seinen Wein zu kosten". Wir lernten die Herstellung des Rebensaftes in den Bergen kennen, der mit nackten Füssen gewonnen wurde. Wir waren in den Destillerien (z.b. KEO) zu Weinproben zu Gast und liessen uns literweise Wein verschiedenster Sorten in Korbflaschen an Bord bringen. Hier wurden diese gegen den Bordverbrauch mitunter erfolgreich verteidigt, da er zu Hause die Hochzeitsfeier oder einen anderen familiären Anlass begleiten sollte. Beliebt war auch immer das jährliche, 15- tägige Weinfestival in den Hafenstädten. Hier lernte man die Vielfalt der Weinsorten, Sitten und Gebräuche, sowie die Küche Zyperns kennen. Lebensfrohe Einheimische, Touristen/(innen!) aus aller Welt, feierten tanzend ein friedliches Fest. Bald gingen uns die Namen der Weinsorten fliessend von der Zunge, so mancher Seemann ist heute noch ein Kenner dieses Rebensaftes. Commanderia, white sweet, red sweet, Pantelemon, Kokkinelli & Co. Unvergesslich die Weinverkostungen in kühlen Berghöhlen, die Fässer in Wandnischen gelagert und der anschliessende Schock wenn man wieder die hochsommerlichen Temperaturen auf dem Heimweg verspürte. Dann war äusserste Vorsicht angesagt. Zypern hatte Linksverkehr. So manches mal habe ich nach einer KEO Verkostung ein Hupkonzert ausgelöst. Die fuhren wie die Henker, wenn man dann beim Strasse überqueren reflexartig in die falsche Richtung schaute war das lebensgefährlich. Zypern, seine Häfen und seine Menschen haben sich bei mir unvergesslich eingeprägt. Mein Beruf Seefahrt, ich wollte Land und Leute kennenlernen. Hier ist mir das perfekt gelungen. Man begrüsste mich mit "Kopiaste", "Willkommen in unserem Haus"!
Famagusta 1972. Erwartungsvoll blicke ich beim Einlaufen an die Pier um den dringend erwarteten Schiffshändler zu erspähen. Ein sehr grosser älterer beleibter Mann, links und rechts von zwei jüngeren, etwas korpulenten Männern drapiert, winkt mir zu. Der erste Kontakt mit dem Vater (Schiffshändler) und seinen beiden Söhnen. Der Beginn eines langen geschäftlichen und späteren freundschaftlichen Kontaktes. 15 Jahre lang. Egal, welchen zypriotischen Hafen ich anlaufe, der erste Gruss ist immer von diesem Dreigestirn und ihres Mitarbeiters (Piet), der uns von Anlieferung der Schiffsausrüstung bis zum Auslaufen des Schiffes zuverlässig betreut. Auch später, als der Vater verstarb und die beiden Söhne die Firma, nach dem Verlust Famagustas, in Limassol nach der Teilung Zyperns übernahmen und ausbauten, war ihr Office in Zypern eine Art zweites zuhause für mich. Ich habe nie eine Taxe benötigt, wurde rund um die Uhr zu den geschichtlichen Sehenswürdigkeiten dieses Landes bis z.b. Nicosia gefahren. Abends war ich oft zum Essen eingeladen und lernte intensiv die Köstlichkeiten dieses Landes kennen. Die neuesten Hits gab es in den Diskotheken, in denen die Engländer der Militär- Stützpunkte von Akrotiri und Dhekelia ihren Stempel aufdrückten. Ja, heute kann man es erwähnen, ein paar Kisten Hafenbräu landeten mitunter bei den UN- Soldaten Österreichs. Ein paar Spezialitäten ihres Heimatlandes im Gegenzug bei uns an Bord.
Oft saß ich in Zypern in irgendeiner Taverne an einem idyllischen Fischereihafen umgeben von historischem Gemäuer. Mitunter, wenn ich eingeladen war an einem schattigen Plätzchen auf dem zentralen Markt. Hier war immer wechselnde Gesellschaft. Der Bürgermeister, der Chef von Polizei- und Emigration, der orthodoxe Priester in seiner schwarzen Soutane, der Hafenkapitän, Zollchef, der Schiffshändler und andere Honoratioren des Hafenstädchens. Es war ein Gehen und Kommen, aber der Tisch war nie unbesetzt. Hier brachten fortlaufend irgendwelche Personen immer frische Speisen und die Weingläser wurden nicht leer. Ich war unbewusst Teilnehmer bei einer landestypischen "Mese", die aus diversen Köstlichkeiten bestand und eine füllige Angelegenheit war. Diese Landesspeise war ein Querschnitt durch die kulinarischen Spezialitäten des Landes. Unterscheiden musste man lediglich zwischen Fisch- oder Fleisch "Mese". Einmal habe ich mich mit Kuli und Papier bewaffnet um die Reihenfolge der Speisen zu notieren. Bin nicht ganz zu Ende gekommen, wie gesagt, die Weingläser wurden nie leer....
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