Das erste mal war ich als Seemann 1972 mit dem MS "Altmark" in der an der Nordküste Kretas gelegenen Hafenstadt Iraklion. Mit dem MS "Mulde" wurde dieser Hafen ebenfalls häufiger frequentiert. Später lernte ich hier dann unter anderer Flagge auch den Containerumschlag kennen.
Kreta, mit den zahlreichen Zeugnissen seiner wechselvollen Geschichte und seiner landschaftlichen Vielfalt, kann man nicht nur erlesen und erdenken, sondern man muss diese gastfreundliche Insel erleben, durchstreifen und erschmecken. Nur so kann man die Faszination dieser Insel begreifen. Für uns Seeleute, verbunden mit den damaligen langen Liegezeiten dort, war Iraklion ein attraktiver Hafen. Es kam schon immer eine gewisse Vorfreude auf, wenn man am Horizont die alte Hafenfestung Koules am Horizont erkennen konnte.
Hier auf Kreta entwickelte sich vor ca. 2000 Jahren vor Chr. die minoische Hochkultur. Nur 5 km von Iraklion entfernt konnte man dazu den Palast von Knossos besichtigen. Ein Ausflugsziel für viele DSR-Seeleute.
1972 war Kreta noch nicht so von Touristen überlaufen und mit Hotelanlagen bepflastert. In den grösseren Orten allerdings war man schon auf Tourismus eingestellt und hatte es als Einnahmequelle für die Insel verinnerlicht. Dementsprechend auch die Gastfreundschaft der Menschen dort uns gegenüber vor Ort. Wir gingen mit Gleichaltrigen in die Disco und hatten stets freundlichen Kontakt. Wenn man auf der Insel über die Dörfer fuhr konnte es allerdings damals vorkommen, dass ältere Einwohner Kretas uns mit unfreundlichen Blicken musterten. Entweder man wurde als unbeliebter US-Soldat von einem der NATO-Stützpunkte dort eingeschätzt oder wir waren Nachfahren der verhassten deutschen Besatzer des II.WKs. Das Erbe unserer Vätergeneration war noch überall gegenwärtig. Fast jeder Souvenirladen hatte noch deutsche Stahlhelme, Seitengewehre, Koppelschlösser und ein Riesensortiment an EKs und anderen militärischen Auszeichnungen des III.Reichs im Angebot. Selbst im Strassenbild waren noch Wehrmachtskräder mit Beiwagen vorhanden. Oft holte uns damals im Mittelmeerraum unsere unrühmliche deutsche Geschichte ein. Schön, dass wir jetzt als deutsche Seeleute hier vor Ort waren und friedlichen Handel betrieben.
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