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Beirut - Schweiz des Orients

Beirut von Reede gesehen....1972

... oder  Libanon, die  Schweiz  des  Nahen  Ostens, nannte  man  damals  diese  Hafenstadt  und  dieses  weltoffene  Land. Ich  kannte  zu  diesem  Zeitpunkt ,  bei meiner  ersten  Reise  dorthin,  zwar  weder Paris  noch  die  Schweiz, aber  so hätte  es  nach  meiner  Vorstellung  dort  sein  müssen.

Ein  levantinisches  Volk, als  Schmelztiegel  verschiedener  Kulturen,  Ethnien  und  Religionen. Ein  Land,  reich  an den  unterschiedlichsten  Sehenswürdigkeiten  der  Natur  und  Hinterlassenschaften  antiker  Welt. Beirut, die  Hauptstadt, eine  lebendige  Metropole. Hier  soll  aber  keine  Reisebeschreibung  entstehen, sondern  ich  möchte  kurz   skizzieren  wie  innerhalb  von  10  Jahren, ein  Volk  und  sein  Kulturerbe, bedingt  durch  fanatisch- religiösen  und  politischen  Machtinteressen  zerstört  wurde.

Platz des Märtyrers

Beirut  war  zu  Friedenszeiten  für  den  Seemann  ein  Einkaufsparadies. Hier  in  den  Souks, bei  orientalischen  Klängen,Gerüchen und arabischer  Geschäftigkeit, lernte  der  Seemann  das  "tschinschen"  und  konnte  auch  mit  chronisch  klammen  Geldbeutel  sich  alle  seine  Bedürfnisse  erfüllen. Ooohh, der  Goldbasar, so  mancher  Mittelmeerfahrer  brachte  sich  von hier  die  Ringe  für  Verlobung  und  Hochzeit  mit. Sicherheitshalber  hatte  man  in  Cypern  schon  englische  Pfund  gebunkert, die  man  in  Beirut  gewinnbringend  tauschen  konnte. Andere  Geldquellen, wie  z.B.  das  finanziell  lukrative  Blutspenden  waren  eher  verpönt, wusste  man  doch, daß  diese  Konserven  auf  direktem  Wege  den  US-Truppen  im  Vietnamkrieg  zur  Verfügung  gestellt  wurden.

Die  langen  Liegezeiten  seinerzeit  wurden  hier  umfangreich  genutzt. Das  "1-Pfund-Kino"  war  fast  Pflicht, Exkursionen  auf  schmalen  Serpentinen  hoch   ins  Libanongebirge  und  des  Antilibanons   zu den  Tropfsteinhöhlen  waren  immer  willkommene  Abwechslungen  zum  Bordleben. Üblich  waren  auch   Ausflüge  nach  Baalbek  und Byblos. Wer  andere  Freizeitgestaltung  suchte, ging  zum  Baden, fuhr Wasserski  oder  Speedboot. Die  Stadt  bot  einfach  alles. Den  Abend  verbrachte  man  in  kleinen  Strandlokalen  oder  anderweitigen  Freizeitmöglichkeiten  beim  Bummeln  in  dieser  faszinierenden  Stadt . Ein  Hoch  auf  die  libanesische  Küche...und  der  einmaligen Gastfreundschaft  in  diesem  Land.

Bummel über den Goldbasar
Das pulsierende Leben im Herzen Beiruts (1972)

 Bürgerkrieg

Beginn des Bürgerkrieges 1976

Mehrfach  verweilte  ich  in  jenen  Jahren  in  Beirut  und  wartete  auf  mein  nächstes  Schiff. Diese  Zeit  nutzte  ich  dann  intensiv  um  Land und   Leute  kennenzulernen. Freunde  und  Bekannte  tourten  mich  durch  das  Land  und  Orte  wie  z.B.  Naqoura, Tyros, Zahle, Jounieh, Tripoli, Sidon, Antilyas  u.a.  reihten  sich  bei den  von  mir  besuchten  Orten  ein. Sehr  häufig  sah  man  das  Elend  in  den  palästinensischen  Flüchtlingslagern. Die  flotten  Rythmen  von  "Radio Liban"  im  Autoradio  konnten  die  bedrückenden  Gedanken  über  das  Los  dieser  Menschen  nicht  verdrängen.

Hier war Stunden vorher der Uhrmacher.....

Ab  1976  veränderte  sich  die  Situation  in  Beirut  dramatisch  und  eskalierte  in  einen  offenen  Bürgerkrieg. So  richtig  ernst  nahm  ich  die  Situation  persönlich  erst  wahr, als  ich  vormittags  meine  Armbanduhr  zur  Reparatur  brachte  und  am  Nachmittag  der  Uhrmacher  samt  Werkstatt  Opfer  eines  Bombenattentats  geworden  war. Am  Abend  brachen  dann  für  Tage  die  erbitterten  Kämpfe  mit  aller  Härte  aus. Handfeuerwaffen  und  mittelschwere  Waffen, wie  Mörser  und  Panzerbüchsen, hallten  mit  ihrem  Stakkato durchgehend  Tag  und  Nacht  durch  die  Strassenzüge. Die  Stadt  brannte und  nächtliche  Leuchtspurgeschosse  suchten  ihre  Ziele aus  den  höchsten Stockwerken  zwischen  den Hotels und  anderen  Hochhäusern.

Der  Hafen  und  die  dahinführende  Straße  dazu  gehörten  mit  zu  den  stark umkämpften  Gebieten, verlief  doch  die  Grenze zwischen  den  verfeindeten  Parteien  genau  am  Hafentor. Unweit  davon  befand  sich  der  Hauptsitz  der Falangisten  und  man  kämpfte  an  der  Pier  um  die  gelöschte Ladung. An  der  Hafenausfahrt  entbrannten  erbitterte  Kämpfe  um  die  beladenen  Trucks. Die  Luft  war  mehr  als  bleihaltig.....

DSR-Vertretung Beirut

Libanonkrieg 1982

Den  Todesstoß   bekam diese  Stadt  während  des  Libanonkrieges  1982. Im  Sommer  wurde  der  Westteil  der  Stadt  von  israelischen  Truppen  eingeschlossen. Die  Merkavapanzer  schlossen  ihre  Zangenbewegung,  vom  Leuchtturm  Ras  Beirut  kommend, direkt  vor  der  DDR-Botschaft. Wochenlang  waren  über  eine  halbe  Million  Menschen  von  der  Wasser- und  Stromversorgung  abgeschnitten. Grausamer  Höhepunkt  war  dann  der  1.August, als  die  Stadt  11 Stunden  ununterbrochen  von  der  israelischen  Luftwaffe  bombardiert  wurde  und  viele  Zivilisten  ums  Leben  kamen. Im  September  geschahen  dann  die  Massaker  in  den  palästinensischen  Flüchtlingslagern  von  Sabra  und  Shatilah. Über  der  Stadt  lag  wochenlang  ein  Dunstschleier  von Rauch  und  beißender  Qualm  erschwerte  das  Atmen. Hinzu  kam  ein  süßlicher  Geruch  von  Verwesung  der  Brechreiz  hervorrief....... Beirut  war  zu  einem  Schreckensort  geworden  und  man  war  heilfroh  ihn  zu  verlassen. Was  Menschen?  so  alles  vollbringen.... .

c.k.

Bilder einer sterbenden Stadt..... Beirut        

Vorher: Basar-Greengrocers Souk
Der ausgebombte Basar-1976
Emir Mansour Moschee
Die Weygand Street-vorher
Nach zwei Wochen Bürgerkrieg
1976
Märtyrer-Platz-Das Herz Beiruts 1972
Vom Trümmerschutt befreit....Ende 1982
Diesen Anblick Beiruts werde ich nie vergessen...1982

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