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Welcher Alexfahrer jener Jahre kannte ihn nicht....
Schon beim Festmachen im Hafen Alexandria, stand die gute Seele abseits der lautstarken Tschinscher und hob bescheiden die Hand zum Gruss- Sambo. Er war einer der Ärmsten, unter den an Bord stürmenden "Hallo Hans" schreienden Händlern. Nicht so aufdringlich, wie all die bekannten Figuren, die unter den Spitznamen, wie Gustav, Mister Palme oder Hans aus Hamburg uns ihre Waren aufdrängeln wollten. Sambo hatte nichts zu verkaufen. Er war Sudanese und hatte während der Kriegshandlungen, die zur Schließung des Suezkanals 1967 führten, in Port Said alles verloren.
Am unteren Ende der Leiter der Hierarchie rangierend, musste er sich auf den Schiffen verdingen, um seine vielköpfige Familie durchzubringen.
Sambo war ein Faktotum. Bündelweise Referenzschreiben über seine Zuverlässigkeit, von anderen Schiffsleitungen ausgestellt, benötigte er auf DSR- Schiffen nicht. Man kannte ihn und es gab wohl kaum ein DSR- Schiff dieser Relation, auf dem er sich nicht nützlich machte. E r war als zuverlässig bekannt, das war sein Kapital. Seine Dienste, wurden während der langen Hafenliegezeiten, von der Besatzung gerne in Anspruch genommen. Gleichzeitig fungierte er auch als Informationsbörse, denn er wusste immer, welcher Kollege auf welchem Schiff der Reederei gerade im Einsatz war.
Täglich war er während der Liegezeiten an Bord und verrichtete die unterschiedlichsten Tätigkeiten. Reinigen, Malen oder zahlreiche, individuelle Wünsche der Besatzung gehörten zu seinem Bereich. Für wenige Piaster versorgte er die Besatzung körbeweise mit Erdnüssen und Mandarinen für die abendliche Kammerparty. Oft waren es aber auch nur Tauschgeschäfte, er bekam sein Essen an Bord(nix pork-aber ein Hafenbräubier) oder ein Glas Marmelade für seine Kinder. Auf der Hinreise nach Alex sammelte die Besatzung schon jegliche leere Plastikbehälter, die Sambo freudestrahlend in Empfang nahm und dann für sich gewinnbringend verhökerte. Dafür machte er sich dann wieder bei den unterschiedlichsten Botengängen, wie Post und kleineren Besorgungen zuverlässig nützlich. Er brannte nicht mit dem anvertrauten Geld durch.
Wenn unsere "Altmark- crew" zum regelmäßigen Fußballspiel gegen die Universitätsmannschaft von Alexandria antrat, hatten wir in Sambo unseren treuesten Fan, der uns lautstark mit DSR- Flagge anfeuerte. Hier brachte er es immer fertig, unsere mitgebrachten Getränke, in der Mensa unter Schütteis zu kühlen und uns in der Halbzeitpause mit Obst zu versorgen.
Gerne nahmen wir ihn auch für Markteinkäufe mit, um unsere Bordbestände aufzufrischen. Hier fungierte er als "Strohmann", bei der Verhandlung um günstige Preise. Der Transport zum Schiff klappte dann auch immer bestens,sei es bei den Zollformalitäten oder z.B. beim komplizierten Abtransport größerer Mengen von Nil-Aalen zum Räuchern.
Mit unserer jugendlichen Unbekümmertheit, machten wir häufig mal , Scherze auf seine Kosten. Heute denkt man anders darüber. War es doch schon eine angenehme Gewohnheit geworden, in einem fernen Hafen bei jeder Reise, Sambo erwartungsvoll grüßend, an der Pier zu sehen.
Unvergeßlich sind mir heute noch seine Aktivitäten, wenn er unseren abendlichen Landgang vorbereitete. Oft war es ein offener Einspänner (Fiaker) , mit dem wir dann die malerische, über 20 km lange Uferstrasse, die Corniche ,lang fuhren. Der Kutscher brachte uns zum fairen Preis zum gewünschten Ziel und holte uns dort auch ebenso zuverlässig wieder ab. Das war im Orient nicht unbedingt die Regel...
Sambo hatte vorher schon zwei Flaschen Mineralwasser, in der uns abholenden Kutsche verstaut. War ja so ein Problem mit dem Trinkwasser in diesen Breitengraden. Zielstrebig landeten wir dann meist in einem schönen Strandlokal, in dem es was fürs Auge und dem Magen gab. Salate, Fisch, Tauben am Spieß, acht Stück an der Zahl, waren die Favoriten. Dazu dann frisch gepresste Säfte von der Obstbar, die wir dann mit unserem mitgebrachten Mineralwasser(hochprozentig) versetzten. Ja,unser Mineralwasser war toll,für den Geldbeutel und die Stimmung.....
Wodka, mit frisch gepresstem Grapefruitsaft, war mein Favorit.
Die kühle Meeresbrise auf der Rückfahrt, das monotone Hufgeklapper und das herrliche Panorama Alexandrias am Mittelmeer, sorgten dann für die nötige Bettschwere.
C.K.
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