Während der Kampfhandlungen des Yom- Kippur- Krieges befanden sich folgende Schiffe der DSR im syrischen Kampfgebiet und waren während der Gefechte unmittelbar betroffen: MS "Altmark", MS"Havel", MS "Oder" und MS "Weisseritz".Andere DSR- Schiffe befanden sich ebenfalls im ausgerufenen Kriegsgebiet (z.B. in Tartous,Alexandria).
Der geschichtliche HintergrundAm 06. 10. 1973 griffen gegen 14.00 Uhr arabische Truppen die von Israel in drei vorangegangen Kriegen eroberten Stellungen an (Jom-Kippur-Krieg). Die Kampfhandlungen der ersten drei Tage waren von der Initiative und entschlossenen Offensive der Araber geprägt: Ägyptische Truppen forcierten den Suezkanal, überwanden die als unüberwindbar geltende "Bar-Lev-Befestigungslinie" und stießen 15 bis 30 km in die Sinaihalbinsel vor. Syrische Truppen eroberten im Sturm einen bedeutenden Teil der Golanhöhen zurück und eroberten die Stadt El Kuneitra Die USA und ihre Verbündeten kamen Israel mit einer Waffen- Luftbrücke zur Hilfe. Die Araber wurden durch die UdSSR und die Warschauer Vertragsstaaten unterstützt. Dazu gehörten auch die - vergleichsweise geringfügigen - Lieferungen der NVA in Form von MiG-Flugzeugen, Panzern und Ausrüstung, teilweise mit Personal zur Übergabe. Um sich zu verdeutlichen, was in diesem Zusammenhang kurzfristig und unbürokratisch auf die Beine gestellt wurde, muß man sich die Mengen vorstellen: Aus den Beständen des WV und der SU wurden in etwa 300 MiG, 1.200 Panzer sowie Ausrüstung und Munition geliefert. Zwischen Damaskus und den Golanhöhen an der Grenze zu Israel wurden 600 SAM- Raketenstellungen installiert. Die sowjetischen Antonow- Transporter landeten im Stundentakt auf Straßen in Frontnähe und entluden den Nachschub. Im 12- Stunden- Rhythmus liefen sowjetische Frachtschiffe, die dabei ihre Hauptmaschinen kaputtfuhren, in die Häfen ein. Dort wurden die Panzer direkt an die Fahrer übergeben. Zwischendurch kamen Autofähren mit Kriegsfreiwilligen und Ausrüstung aus den arabischen Ländern, wie Marokko. Sogar ungarische Donaufrachter tauchten dort auf. Das alles lief teilweise unter israelischen Raketenbeschuss und Bombardierungen. Das erste Raketengefecht der Geschichte zwischen Seestreitkräften fand dabei vor dem syrischen Hafen Latakia unter Einsatz elektronischer Störmanöver statt. Weiterer Kriegsverlauf:In Anbetracht der für Israel bedrohlichen Lage, kam deren Verteidigungsministers Moshe Dayan zur Einschätzung, daß die Defensivoperationen an beiden Fronten vermutlich nicht zum Erfolg führen würden. Aus diesem Grund wurde am 08. 10. 1973 der Befehl erteilt, 13 Kernwaffen für einen Schlag auf die militärischen Hauptquartiere Kairos und Damaskus vorzubereiten. Damit schwebte die Gefahr eines atomaren Konfliktes schon von Beginn des Krieges über der Menschheit. Israel erreichte mit dieser nuklearen Mobilmachung seine zwei gesteckten Ziele: Vom 09.10. bis 14. 10. 1973 entwickelte sich eine Gegenoffensive der israelischen Streitkräfte auf den Golanhöhen in Richtung der naheliegenden, syrischen Hauptstadt Damaskus. Die von irakischen und jordanischen Panzerverbänden unterstützten syrischen Truppen gingen zurück. Auf der Sinaihalbinsel waren die ägyptischen Truppen des Präsidenten Sadat darauf bedacht, die Stellungen zu halten (der Separatfrieden von "Camp David" folgte 1979). Der israelische Atom- Alarm wurde mit der Kriegswende am 14 10. 73 aufgehoben. Ab 15. 10. 1973 gingen die israelischen Truppen erfolgreich auf der Sinaihalbinsel vor und bedrohten den Suez. Am 16. 10 .1973 ist der sowjetische Außenminister Gromyko in Kairo und drängt Sadat zum Waffenstillstand, weil die Gefahr des Verlustes des Suezkanals und einer Niederlage absehbar war. Am 22. 10. 1973 trat entsprechend der UN- Weltsicherheitsresoluton Nr. 338 ein Waffenstillstand in Kraft. Das Waffenstillstandsabkommen stand jedoch auf sehr wackligen Füßen und jede der kriegführenden Parteien wollte sich noch Verhandlungspositionen für die Friedensgespräche verschaffen. So wurde der Seeweg Bar- el- Mandeb gesperrt, was mit zur "Ölkrise" beitrug. In dieser Situation erfuhr der Konflikt eine ungeahnte Zuspitzung, der ihn wieder in einen atomaren Konflikt hätte umschlagen lassen können. In der Nacht vom 24. 10.- 25. 10. 1973 befürchtete die USA, auf Grund der militärischen Situation, ein Eingreifen sowjetischer Verbände an der Suezfront. Damit wäre das militärische Gleichgewicht zwischen Ost und West empfindlich gestört gewesen. Bis zu diesen Tagen lief der militärische Nachschub der SU über die Luftbrücke Kiew, Rostow, Wolgograd, Tiflis nach Jerewan, von dort (genehmigt und unbewaffnet) durch türkischen Luftraum, an der iranischen Grenze lang, wo dann Höhe Rezaìyal in die syrische Stadt Alleppo (Haleb) abgebogen wurde. Zu Beginn des Krieges flog man auch über Jugoslawien. Seetransporte mit militärischen Nachschub führten durch den Bosporus in die syrischen Häfen Latakia und Tartous. In der Nacht vom 24. 10- 25. 10. 1973 war das anders und machte die USA nervös: Von Budapest heben im Dunkeln von einem Militärflugplatz 12 Antonow- Transporter ab, nehmen Kurs auf den Nahen Osten und fliegen erstmals als Verband. Die amerikanischen Nachrichtendienste wissen Minuten später, daß sie als Ziel Kairo haben - wissen aber nicht was sie geladen haben. Die USA wußten zu diesem Zeitpunkt nicht, ob die Transporter zur normalen Luftbrücke gehören oder ob sich eine Rettungsaktion für Anwar- el- Sadat dahinter verbirgt. Befindet sich in den Maschinen Ausrüstung oder sowjetische Truppen? Das Pentagon war in Sorge, daß Breshnew eine militärische Intervention beabsichtigte, um den Ägyptern wirkungsvoll zu helfen. Über die prekäre militärische Situation der VAR war man seitens der SU durch Spionagesonden vom Typ Kosmos auf dem aktuellsten Stand. Lageeinschätzung des Pentagons um Mitternacht:Die Sowjets kündigen militärischen Eingriff im Nahen Osten an, 7 Luftlandedivisionen mit 50.000 Mann mobilisiert und die Mittelmeerflotte wurde in der ersten Wochenhälfte auf 85 Schiffe erhöht. Fazit: In den Maschinen aus Budapest befindet sich die Vorauseinheit mit 1.000 Mann. Die USA befürchten, daß Israel zurückgeschlagen wird und die SU mit 50.000 Soldaten im Nahen Osten präsent bleiben. Donnerstag, 25.10,1973 - Pentagon, 0.10 Uhr Ortszeit: Fernschreiben an alle US-Kommandozentralen in der Welt mit dem verschlüsselten Text "Assume Def Con Three" - Alarmbereitschaft für die Atomstreitkräfte. Überall in der Welt werden Streitkräfte der USA in Alarmzustand versetzt. Auch an der Staatsgrenze zur DDR besetzten die US-Truppen ihre Bereitstellungsräume. Die 12 Antonow landen in den frühen Morgenstunden des 25. 10. 1973 in Kairo und entladen keine Truppen, sondern Panzer und SAM- 6 Raketen. Es war lediglich die letzte Lieferung Waffen nach Ägypten gewesen. In den USA gibt gegen 11.00 Uhr Ortszeit US- Außenminister und Sicherheitsberater Kissinger eine Pressekonferenz: "Wir haben nur Vorsichtsmaßnahmen getroffen." Aber äußert auch Drohungen an Moskau: "Ein direktes und einseitiges Eingreifen im Nahen Osten birgt die Gefahr eines Atomkrieges, der die gesamte Menschheit vernichten kann." Die Reaktion im Kreml: "Wollen die Vereinigten Staaten jetzt plötzlich Krieg?" Breshnew bleibt besonnen und ordnet nicht die Alarmbereitschaft der Warschauer- Vertrags- Staaten an. Ein wenig später aus Washington. "Wir stehen nicht in der Konfrontation mit der Sowjetunion." Später gibt es Stimmen, die der Meinung sind, der weltweite Atomwaffen- Alarm der USA sollte von den Nachfolgeskandalen des "Watergate- Skandals" ablenken. Am 25. 10. 1973 wurden die Kampfhandlungen offiziell eingestellt. Am 26. 10. 1973 herrschte an fast allen Fronten Ruhe. Die Dritte - eingekesselte - ägyptische Armee unternimmt jedoch einen letzten verzweifelten Versuch, ihre Lage zu verbessern und z.B. an Trinkwasser zu gelangen. Unter dem Schutz des Feuers ihrer Artillerie und ihrer Panzer versuchen sie, eine neue Brücke südlich von Port Suez über den Kanal zu schlagen. Nach dreistündiger Schlacht, in der die israelische Luftwaffe eine Hauptrolle spielte, mißlang der Versuch, sich in den Besitz der Pontonbrücken südlich des Kleinen Bittersees zu bringen und eine Ost- West- Verbindung zwischen den ägyptischen Heeresteilen herzustellen. Am 27. 10. 1973 herrschte dann endgültige Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien. Diesen Überblick, zu den Ereignissen, hatten die betroffenen Schiffsbesatzungen natürlich zu dem damaligen Zeitpunkt nicht. |
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