Zu einer Zeit ,als die Ladung/Fracht noch nicht anonym in Containern verstaut wurde, war die Besatzung eines Schiffes mehr oder weniger, meist über die Art der Ladung informiert gewesen. War es eine bestimmte Gefahrgutladung (Chemikalien z.b.) wurden extra Sicherheitsbelehrungen für die Besatzung durchgeführt. So wurde dabei auf Verhaltensweisen für den Gefahrenfall hingewiesen bzw. gesonderte Sicherheitsbestimmungen für den Transport erlassen. Bestimmte Sicherheitsübungen wurden intensiviert (z.b. ABC-Übungen) und eine spezielle Ladungspflege betrieben. Mitunter waren es nur primitiv anmutende Maßnahmen, sicherlich wird sich aber mancher Seemann noch an die Chemikalienfässer an Deck erinnern, die mit Seewasser durchgehend gekühlt werden mussten.
Wenn sich ein Land im Bürgerkrieg befindet bzw. in ihm Kriegshandlungen stattfinden, sind fast alle Güter von strategischer Bedeutung und nicht eindeutig nur zivil nutzbar zu klarieren. Das soll jetzt nicht bedeuten, daß auch grüne Kisten und militärisch nutzbare Fahrzeuge, von Bord der DSR-Schiffe gingen. Darum ranken sich heute natürlich viele Mythen, die nur von Zeitzeugen mit dem notwendigen Wahrheitsgehalt bestätigt werden können.
Sprengstoff, an Bord des MS"Schwarza", Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts als Beispiel, mit der Brisanz den syrischen Hafen Latakia mehrfach dem Erdboden gleichzumachen. Nutzbar für den Bergbau oder für das Militär?
Eindeutiger waren da schon Panzerlieferungen nach Mocambique, die für Maputo avisiert waren und dann geschickt nach Nacala umgeleitet wurden.
Schnell war man aber auch nur "verdächtig" militärische Güter zu transportieren. Was mit dem Exportschlager, dem LKW"W 50" im Importland passierte, war nicht unbedingt den Exporteuren in Ludwigsfelde anzulasten. In Filmberichten haben wir sie dann doch häufig auf den verschiedensten Schlachtfeldern der Welt gesehen.
Manchmal konnte man auch nur schmunzeln oder darüber mit dem Kopf schütteln, welche skurrilen Gerüchte in die Medien lanciert wurden. So wurden von den DSR-Schiffen z.B. nach den Weltfestspielen in Berlin(1973) sehr viele Steppanoraks der FDJ in die palästinensischen Flüchtlingslager in den Libanon verschifft. Gespendet für die PLO in Sabra, Shatilah und Tell Zatar. Anschließend hörten wir, während des Bürgerkrieges dort waren anschließend die Schußverletzungen an Beinen und Kopf der PLO-Kämpfer rasant gestiegen. Arabische Nachrichtenagenturen hatten verbreitet, die DDR hatte kugelsichere Westen an die Palästinenser geliefert....
Verwundert konnte man sich auch die Augen reiben, wenn man schon an der Dreimeilenzone von der Seestreitmacht des Gastlandes empfangen und bis in den Hafen eskortiert wurde. Der Hafen, ein militärischer Sicherheitsbereich geworden, andere Schiffe auf Reede verbannt und Scharfschützen auf den Lagerhallen. Hubschrauber in Standschwebe und gepanzerte Fahrzeuge zum Abtransport der Fracht. Was war geschehen?
Wir hatten keine Wunderwaffen an Bord,nur deshalb mussten wir auf die Stunde genau vor Ort sein:Ein junger Nationalstaat benötigte die neue Landeswährung zum pünktlichen Geldumtausch...
Richtig verwirrend für "Freund und Feind" war es aber, wenn ein Schiff der DDR-Handelsflotte, vollgepackt bis Vorkante Brücke mit olivgrünen Bundeswehrfahrzeugen sich auf den Weg in eine Krisenregion machte.So geschehen 1974 auf MS"Altmark". Diese Route wurde schon argwöhnisch begleitet ....brisante Ladung eben.
C.K.
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