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Brisante Ladung?

Zu  einer  Zeit ,als  die  Ladung/Fracht  noch  nicht  anonym  in  Containern  verstaut  wurde, war  die  Besatzung  eines  Schiffes  mehr  oder  weniger,  meist  über  die  Art  der  Ladung  informiert  gewesen. War  es  eine  bestimmte  Gefahrgutladung (Chemikalien z.b.)  wurden  extra  Sicherheitsbelehrungen  für  die  Besatzung  durchgeführt. So  wurde  dabei  auf  Verhaltensweisen  für  den  Gefahrenfall  hingewiesen  bzw.  gesonderte  Sicherheitsbestimmungen  für  den  Transport  erlassen. Bestimmte  Sicherheitsübungen  wurden  intensiviert (z.b. ABC-Übungen) und  eine  spezielle  Ladungspflege  betrieben. Mitunter  waren  es  nur  primitiv  anmutende  Maßnahmen, sicherlich  wird  sich  aber  mancher  Seemann  noch  an  die  Chemikalienfässer  an  Deck  erinnern, die  mit  Seewasser  durchgehend  gekühlt  werden  mussten.

Grüne W 50 auf der "Unstrut" -Reede Beirut 1974

Militärische Güter:

Wenn sich  ein  Land  im  Bürgerkrieg  befindet  bzw.  in  ihm  Kriegshandlungen stattfinden, sind  fast  alle  Güter  von  strategischer  Bedeutung  und  nicht  eindeutig   nur  zivil  nutzbar  zu  klarieren. Das  soll  jetzt  nicht  bedeuten, daß  auch  grüne  Kisten  und  militärisch  nutzbare  Fahrzeuge, von  Bord  der  DSR-Schiffe  gingen. Darum  ranken  sich  heute  natürlich  viele  Mythen, die  nur  von   Zeitzeugen  mit  dem  notwendigen  Wahrheitsgehalt  bestätigt  werden können.

Sprengstoff, an  Bord  des  MS"Schwarza", Anfang  der  siebziger  Jahre  des  letzten  Jahrhunderts  als  Beispiel, mit  der  Brisanz  den  syrischen  Hafen Latakia  mehrfach  dem  Erdboden  gleichzumachen. Nutzbar für  den  Bergbau oder  für  das  Militär?

Eindeutiger  waren  da  schon  Panzerlieferungen  nach  Mocambique, die  für  Maputo  avisiert  waren  und  dann  geschickt  nach  Nacala  umgeleitet  wurden.

Schnell  war  man  aber  auch  nur  "verdächtig" militärische  Güter  zu  transportieren. Was  mit  dem  Exportschlager, dem  LKW"W 50"  im  Importland  passierte, war  nicht  unbedingt  den  Exporteuren  in  Ludwigsfelde  anzulasten. In  Filmberichten  haben  wir  sie  dann  doch  häufig  auf  den  verschiedensten  Schlachtfeldern  der  Welt  gesehen.

 

Bundeswehrfahrzeuge für Nahost
Hafen Hamburg 1974-Nacht und Nebel
Richtung Beirut
Voll Schiff-MS"Altmark"
Bundeswehrfahrzeuge für Nahost

Sonstiges:

Manchmal  konnte  man  auch  nur  schmunzeln oder  darüber  mit  dem  Kopf schütteln, welche  skurrilen   Gerüchte in  die  Medien  lanciert  wurden. So  wurden  von  den  DSR-Schiffen  z.B.  nach  den  Weltfestspielen  in  Berlin(1973)   sehr  viele  Steppanoraks  der  FDJ  in  die  palästinensischen  Flüchtlingslager  in  den  Libanon  verschifft. Gespendet  für  die  PLO  in  Sabra, Shatilah  und  Tell  Zatar. Anschließend  hörten  wir, während  des  Bürgerkrieges  dort  waren  anschließend  die  Schußverletzungen  an  Beinen  und  Kopf  der  PLO-Kämpfer  rasant  gestiegen. Arabische  Nachrichtenagenturen   hatten verbreitet, die  DDR  hatte  kugelsichere  Westen  an  die  Palästinenser  geliefert....

Verwundert  konnte  man  sich  auch  die  Augen  reiben, wenn  man  schon  an der  Dreimeilenzone  von  der  Seestreitmacht  des  Gastlandes  empfangen  und  bis  in  den  Hafen  eskortiert  wurde. Der  Hafen, ein  militärischer Sicherheitsbereich  geworden, andere  Schiffe  auf  Reede  verbannt  und  Scharfschützen auf  den  Lagerhallen. Hubschrauber  in  Standschwebe  und  gepanzerte  Fahrzeuge  zum  Abtransport  der  Fracht. Was  war  geschehen?

Wir hatten keine Wunderwaffen an Bord,nur deshalb mussten wir auf die Stunde genau vor Ort sein:Ein junger Nationalstaat benötigte die neue Landeswährung zum pünktlichen Geldumtausch...

Richtig  verwirrend  für  "Freund  und  Feind"  war  es  aber, wenn  ein  Schiff  der  DDR-Handelsflotte, vollgepackt  bis  Vorkante  Brücke  mit  olivgrünen Bundeswehrfahrzeugen  sich  auf  den  Weg  in  eine  Krisenregion  machte.So  geschehen  1974  auf MS"Altmark". Diese  Route  wurde  schon  argwöhnisch begleitet ....brisante  Ladung  eben.

C.K.

 

 

 

LKW "W 50"

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