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DAS GOLD DES ORIENTS

So  mancher  Mittelmeerfahrer  wird  wohl  heutzutage  noch,  bei  einem  Blick auf  seine  rechte  Hand, an  seine  vergangene  Seefahrtszeit  erinnert.

Erinnern  wird  er  sich  u.a.,  an  die  tausend  Nasen  die  man  sich  bei  einem Bummel  über  einen  orientalischen  Gewürzmarkt  wünschte. Die, für  das europäische  Gehör,  ungewohnten  arabischen  Musikklänge, das  laute, schreiende  Anpreisen  der  Waren  durch  die  nordafrikanischen Händler. Teetrinkende  und  Wasserpfeife  rauchende  schwatzende  Männer. In  Gruppen  lärmende  und  tobende  Kinder,  die  einen  fast umrannten. Katzenfamilien, auf  grossen  Jutesäcken mit den verschiedensten Sorten, getrockneter  Linsen, Erbsen und  Bohnen. Verschwörerische  Blicke  und  das unauffällige  Zischen "tzz,  tzz", wenn  es  darum  ging,  das  ominöse Aphrodisiakum  "Spanische  Fliege" Hein  Seemann  zu  verklickern.Berge  mit Ballen  von  farbenprächtigen  Stoffen  unterschiedlichster  Qualität.

Es  war  immer  ein  Höhepunkt  für  mich  auf  diesen  orientalischen  Basaren umherzustreifen  und  immer  wieder  Neuem  zu  begegnen. Fesselnd, die Gemüse -und  Obsstände  und  überladenen  Tische,von  denen  Waren  des täglichen  Bedarfs  verhökert  wurden. Befremdlich, der  Fleischmarkt, auf  dem Schafe, Ziegen  und  Federvieh  bei  tropischen  Temperaturen  zum  Verkauf geschlachtet  wurden. Schwärme  buntschillernder  Fliegen  um "Delikatessen", wie  dort  aufgehängter  Stier- und Hammelhoden. Fisch  und  Meeresgetier unter  laufendem  kühlen  Wasser  frisch  gehalten.Kräuter mit  unbekannten Gerüchen.

Interessant  die  integrierten  Handwerkerstände. Man  konnte bei  der  Arbeit zuschauen  bei  Töpfern, Barbieren, Wollwebern, Teppichmustermalern  und Messing- Kunstschmieden, Schneidern  und  Bäckern.

Besonders  beeindruckend  war  aber  immer  der  Silber- und  Goldbasar  mit  seinen,  in der  Menge  erdrückenden,  Schmuckauslagen.Geschickte  Kunstschmiede  und Juweliere  fertigten, oft  auch  in  Anlehnung  historischer  Motive, die  schönsten  Schmuckstücke. Für  den  Liebhaber  modernerer  Ausführung  von  Ringen, Armreifen oder  Ketten  lag  als  Muster  oft  ein  Quellekatalog  als  Vorlage  auf der  Werkbank. Neben  den  Goldbarren,  die daneben unbeachtet  als  Briefbeschwerer dienten...

So  mancher  Seemann  hatte  dort  damals  seine  Trauringe  und  den  Familienschmuck  für  seine  Liebste  erworben. Wer  seinen  Geldbeutel  schonen  wollte, musste  seine  mitreisende  Ehefrau  vor  diesen  Verlockungen schützen. Nur  den  Wenigsten  gelang  es (und  wollten  es) die  Partnerin  über den  Umweg  des  Fleischmarktes  zum  Abbruch  des  Basarbummels  zu  animieren. Die  Stewardessen  an  Bord  hatten  während  der  Reise  schon zielgerichtet  die  Begehrlichkeiten  geweckt.

Ja, so  wird  wohl  heute  immer  noch  so  mancher  Ehering, mancher  Ohrring  im  Besitz  ehemaliger  Seeleute, an  die  Goldbasare  des  Vorderen  Orients  in  Beirut  und Lattakia  erinnern.


C.K.

Goldladen in Lattakia/Syrien
Die Standardauslage..

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