Ein paar Erinnerungen zu diesem Foto aus dem Jahre 1974 während der Hafeneinfahrt nach Alexandria..
Ein eher seltenes Foto, da im Hintergrund zufällig die Detonation einer kleinen Wasserbombe erkenntlich ist. Das war damals dort üblich zum Schutz des Hafens gegen Kampfschwimmer.
Wer genau hinschaut, sieht noch Rußspuren von Schweißarbeiten am Ladebaum. Da war vorher etwas weggebrochen und beschädigt. Die Diskussion an Bord war dann, ob wir das mit Bordmitteln reparieren oder uns dadurch der Versicherungsschutz u.ä. verlustig geht. Norske Veritas? Letztendlich fiel dann die Entscheidung dann zugunsten einer Bordreparatur. Ein Crewmitglied aus der Maschine mit Schweißerpass machte sich an die Arbeit und löste das Problem fachmännisch. Denke der Storekeeper war das. Nun hatte der gute Mann sich bei diesem Einsatz leider die Augen "verblitzt". Dieses Krankheitsbild erforderte, dass er sich ab sofort ein paar Tage in einer total abgedunkelten Kammer aufhalten musste. Der Dr. med./naut. II. NO versorgte ihn mit Salbe und Augentropfen, die Kombüse mit Speisen und Getränken incl. Kabinenservice und ich versorgte ihn kontinuierlich mit rohen, gekühlten Kartoffelscheiben zum Auflegen. Abends saßen dann die Kollegen in dieser Dunkelkammer um seine Koje herum und sprachen ihm Mut zu. Sie demonstrierten dem Patienten dabei, dass man auch mit mit gekühltem Hafenbräu von innen den Heilungprozeß beschleunigen könnte.....
Na ja, bei einem Auge verzögerte sich der Heilungsprozeß trotz aller moralischer Unterstützung dann doch und man war froh Einzulaufen. Über UKW wurde dringlichst ein Arzt angefordert und es wurde ein schneller Transport in eine moderne Augenklinik zugesichert. Der II.NO legte dem Patienten zum Transport noch eine Kompresse auf und legte ihm eine handelsübliche schwarze Augenklappe aus dem Sanikasten an. Die "Altmark" näherte sich der Pier und die Festmacheraktivitäten begannen. Kurz bevor die Gangway ausgebracht wurde, bugsierte ich diesen fast blinden Kollegen nach paar Tagen Dunkelkammer dann bei gleißender Sonne rechtzeitig unter Schwierigkeiten an die Reling landseitig. An der Pier die übliche Wuling von Hafenarbeitern & Co. Der Pirat an meiner Seite erregte Aufsehen. Die Gangway war unten, die Hafenoffiziellen mit dem angedeuteten Lotsengriff stürmten wie üblich Richtung zum "Alten" an Bord. Unser II. NO kam mit den vorbereiteten Patientenpapieren von seiner Manöverstation zur Gangway. Für arabische Verhältisse unüblich schnell tauchte dann an der Pier ein Zivilfahrzeug auf. Oha ,dachte ich, der Rote Halbmond ist aber fix. Drei Männer in zivil, im Alter zwischen 30-40 jahren etwa, stürzten die Gangway hoch.....dann klickten die Handschellen auf dem Rücken unseres Patienten. Sehr unsanft wurde er an die Pier befördert und in das Auto gepresst. Er wurde zu einer Polizeistation verbracht und ihm (sowie dem Schiff) eine politische Provokation gegenüber dem ägyptischen Volk vorgeworfen.
Zu frisch war die Präsenz des hier meistgehassten israelischen Generals und Verteidigungministers Moshe Dayan (mit Augenklappe) aus dem Nachbarland.
© 2006-2024 by Clemens Külberg - Hamburg