Die Seeleute auf den Handelsschiffen der Deutfracht/Seereederei Rostock wurden vor Beginn ihrer Tätigkeit auf den Schiffen einer Seediensttauglichkeitsuntersuchung, die in periodischen Abständen wiederholt wurde, vom medizinischen Dienst des Verkehrswesens unterzogen. Sie wurden auf Tropentauglichkeit untersucht und für die verschiedenen Fahrtgebiete mit dem nötigen Impfschutz versehen. Für den Bereich Wirtschaft wurden Gesundheitsausweise erstellt. Ausgehend von nationalen Gesetzen für die Schifffahrt, wurden dafür die in der Seemannsordnung, der Schiffsbesetzungsordnung und dem Gesundheitsschutz an Bord von Seeschiffen geltenden Vorschriften Rechnung getragen. Der Kapitän trägt dabei immer die Verantwortung für die Gesundheit und das Leben der Besatzung.Unterstützung bekam er dabei von den medizinisch vorgebildeten Nautikern auf Schiffen ohne Schiffsarzt. Meist war es der II. nautische Offizier der diese Aufgabe hatte und auch die Bordapotheke sowie das Bordhospital (falls vorhanden) verwaltetete. Nicht immer reichten diese Möglichkeiten aus um einen schwerer Verletzten durch Unfall oder akut Erkrankten mit Bordmitteln bis zur Heilung zu behandeln. Es wurde dann z.b. eine fachärztliche Beratung über Funk zur Erstversorgung eingeholt. Die nächste Möglichkeit war dann das Anlaufens eines Nothafens, über SOS ein Schiff mit Schiffsarzt auf hoher See zu erreichen oder in Küstennähe das betroffene Besatzungsmitglied mittels Helikopter abzubergen.
Vorbereitung zur Übergabe eines Besatzungsmitglieds des MS"Boizenburg" mit einer akuten Blinddarmentzündung vor den Kanarischen Inseln. Die Besatzung sucht den Horizont ab,um das zur Hilfe eilende Passagierschiff schnellstend auszumachen.Vielen Dank für diese Fotos an Johannes Dierasch!
Der Einsatz von Schiffsärzten zur medizinischen Betreuung der Seeleute auf DSR-Schiffen erfolgte ab einer Besatzungsstärke von 50 Personen und bei entsprechender Fahrtrelation auf der Grundlage der Anordnung über den Gesundheitsschutz an Bord von Seeschiffen. Schwerpunktmässig waren Schiffsärzte wegen der Schwere der Arbeit beim Fischfang und der damit zwangsläufig verbundenen Unfallgefahr sowie der Einsatzdauer der Schiffe ohne Anlaufen eines Hafens in der Fischereiflotte eingesetzt.
Schiffe auf See nutzten ebenfalls bei Dringlichkeit die funkärztliche Beratung aus dem Heimathafen. Dieser funkärztliche Beratungsdienst war von der Direktion Schifffahrt in enger Zusammenarbeit mit der Küstenfunkstelle "Rügenradio" und dem Bereich Medizin der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock organisiert. Es wurde eine schnelle Nachrichtenverbindung von See aus erstellt und das ratsuchende Schiff wurde dann an die einzelnen medizinischen Fachbereiche vermittelt.
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