Pusan. Drei gestandene Seeleute mit ca. 12-15 Jahren Fahrenszeit und Erfahrungen in der Asienfahrt gehen an Land. Der E-Ing., Storekeeper und meine Wenigkeit. Am Hafentor einem Taximenschen verklickert, dass wir nicht zur Amüsiermeile (Texasstreet) wollen, sondern eine Restauration suchen in der man essen kann, Musik hören und wenn dort Mädels sind, evtl. auch tanzen. Clever Festpreis vereinbart und die Fahrt ging los quer durch die lebendige Hafenstadt Pusan....
Wir halten vor einer gepflegten Villa im Kolonialstil. Der Taxifahrer klingelt und ein älteres Männchen im Kellnerlook öffnet. Ein kleiner Flur und dahinter erblicken wir einen normal anmutenden asiatischen Gastraum. Asiatische Hintergrundmusik und einen langen Tresen. Hier im Flur werden wir erstmal unsere Schuhe los und tauschen diese gegen landesübliche Floppys ein. Dann setzen wir uns an den Tresen und eine attraktive Koreanerin hinter der Bar versorgt uns mit kühlem Bier. Die Musik verändert sich jetzt und es wird die aktuelle internationale Hitliste abgespielt. Gastfreundlich eben diese Asiaten...
Inzwischen vertiefen wir uns in die Speisekarte. Preise und das Rätselraten was für Gerichte sich hinter den einzelnen Bezeichnungen verbergen. Ein paar mandeläugige Schönheiten sind im Barraum aufgetaucht. Nur allzu gerne nehmen wir ihre Hilfe beim Studium der Speisekarte entgegen. Hilfsbereit und herzlich.....ohne Nepp und Ladydrinks...
Man spricht miteinander, scherzt und lacht und möchte in Erfahrung bringen, um was für eine Einrichtung es sich hier handelt. Sieben, acht Mädels, eine schöner als die andere, bieten uns an das Haus zu besichtigen. Klar, machen wir doch gerne mit dieser Führung...
Man zeigt uns eine Bibliothek, Fernsehraum, Spieleraum. Alles top gepflegt und sehr modern. Eine Glutäugige schieß t los und bringt uns noch eine Hopfenkaltschale. Während dieser Runde tauchen dann zwei gepflegte Männer um die 40 Jahre auf und machen auf Smalltalk. Wir bemerken bei dieser Runde nicht das wir etwas auseinande r driften, jeder hat 2-3 Mädels an der Backe und die sich Management nennenden Anzüge spuken dazwischen sabbelnder Weise auch noch umher....
Irgendwann stehe ich vor einer Zimmertür, die sich wie von Geisterhand öffnet. Schönes gemütliches Appartment denke ich noch, als sich hinter mir die Tür schloss und sich nur noch ein Mädel mit mir im Zimmer befand. Als ich den Raum verlassen will bemerke ich, dass sich keine Türklinke an der Tür befand. Frage das Mädel was es damit auf sich hat. Ja, sie muss eine Dienstleistung erbringen.......
Da stehe ich nun. Floppys an den Füssen, meine Jacke in der Garderobe. Ich fahre das Mädel an, will hier schnellsten raus. Wortgefecht. Plötzlich quakt eine Wechselsprechanlage und ein Anzug versucht mir die Spielregeln zu erklären. Erstmal ein hoher Preis für die avisierte Dienstleistung unabhängig von der Inanspruchnahme. Bezahlen muss ich sowieso, wenn nichts läuft öffnet sich die Tür frühestens nach 12h....Hotelkosten eben .Na ja, bediene mich am Zimmerkühlschrank und mache mit mir Kriegsrat. Dann ergebe ich mich. Das Mädel kann ja nichts dafür. Zuerst gebe ich meine Wäsche für die Waschmaschine ab. Werde mit heißen Tüchern und Ölen gepflegt. Lande dann stereo in der Badewanne, Dusche. Asiatische Musik....Duftkerzen...
Nach paar Stunden, mit frisch gewaschener Kleidung, wohlriechend und entspannt, stehe ich vor der sich öffnenden Zimmertür. Die beiden Anzüge mit deutlich ausgebeulter Jacke fordern ihren Tribut, den ich zähneknirschend entrichte. Widerstand ist zwecklos. Meinen beiden anderen Kollegen erging es ähnlich. Unser Abgang ähnelt einer Flucht, schnellstens haben wir diese Einrichtung verlassen. An Bord haben wir darüber kein Wort verloren. Ab und zu trafen wir "Vergewaltigungsopfer" uns zum Bier an Bord damit psychisch nichts zurück bleibt. Heute nennt man das Aufarbeitung.
In solche Venusfalle ist man später in Asien oder in anderen Häfen der Welt nicht mehr getappt. Man verstand es auch, die Visitenkarten der Clubs und Lokale aufmerksam zu deuten. Mitunter reichte es , die Karte einfach nur zu knicken um die Ausrichtung der Lokalität richtig zu deuten. Siehe Beispiel rechts.
Man hat Erfahrungen gesammelt. Aus Schaden wurde man klug.
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