Von Rostock- Überseehafen legten wir mit MS "Kap Arkona" ab. Es war meine erste Reise. Unser Ziel war die Levante, nachdem wir am 19. Januar 1964 in Antwerpen die letzte Fracht geladen hatten. Nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Antwerpen kam Nebel auf und die Sicht verschlechterte sich zusehends.
Ich kam gerade Sonntag früh aus dem Maschinenraum von meiner 4-8 Wache und war im Begriff in meine Koje zu gehen. Da hörte ich, wie von einem anderen Schiff unsere Nebelsignale beantwortet wurden. Neugierig, wie man auf der ersten Seereise nun einmal ist, wollte ich um 8.49 Uhr an Deck gehen um nachzusehen, wer uns da begegnet. Als ich auf dem Niedergang gerade halb oben war, gab es einen fürchterlichen Krach. Ich konnte mich gerade noch am Handlauf festhalten, um nicht wieder hinunter zu stürzen. Da sah ich, wie sich das Schiff vor meinen Augen bedrohlich neigte und ruckweise zur Seite geschleudert wurde. Ich konnte mir natürlich sofort denken, was da passiert war. Als ich mir den Schaden ansah, stellte ich fest, dass uns ein ziemlich grosses Schiff, der norwegische Motortanker "Ida Knudsen", gerammt hatte und in die Steuerbordseite der "Kap Arkona" ein ganzes Stück eingedrungen war.
Ich ging wieder hinunter in meine Kammer, zog mir etwas über und legte meine Schwimmweste an. Da kam auch schon das Kommando "Alles in die Boote". Ich war schon wieder halb an Deck, da fiel mir ein, daß ich noch ein paar feste Schuhe gebrauchen könnte. Ich ging also noch einmal hinunter, zog mir meine Schuhe an, nahm Ausweise und Papiere mit sowie den Fotoapparat. Gegen 9.00 Uhr stiegen wir geordnet in das Backbord- Rettungsboot. Das Steuerbord- Rettungsboot war durch die Kollision völlig zerstört. Wir warteten auf Kapitän und Funkoffizier und legten nach deren Anwesenheit ab.
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Nachdem wir ein ganzes Stück vom havarierten Schiff weggerudert waren, zählte der 1.Offizier die Mannschaft nochmal durch. Dabei stellte er fest, daß der Schiffselektriker fehlt. Also mussten wir noch einmal zurückrudern und den Elektriker holen. Wir legten wieder am Achterschiff an und konnten schon vom Boot aus direkt an Deck gehen, da das Schiff schon am Sinken war. Ich ging mit einem zweiten Mann der Crew schnell an Bord. Der Elektriker kam auch aus der Nachtwache und war so fest eingeschlafen, dass er die Havarie garnicht bemerkte. Wir rissen den Schlafenden aus seiner Koje, warfen ihm einige Anziehsachen hinterher und stießen den noch ganz Benommenen in das Rettungsboot. Unser abermaliges Anlegemanöver war nicht ganz ungefährlich, da das Tankschiff brannte, augenscheinlich jeden Moment explodieren konnte und die "Kap Arkona" bereits am Sinken war.Wir entfernten uns so weit wie möglich wieder vom sinkenden Schiff.
Fortsetzung auf "Kap Arkona" II : Die Rettung
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